Dienstag, 8. Februar 2011

An jedem gottverdammten Morgen

"[...] Der Grund für den Stau war diesmal ein umgestürzter LKW mit einer Fuhre Nacktschnecken. 18 Tonnen Nacktschnecken. Eine ökologische und logistische Katastrophe. Es dauerte etwa vier Stunden bis ein geeigneter Schneckentreiber gefunden war (es wurde schließlich ein Spezialist aus Nancy eingeflogen). Der hatte den größten Teil der Schneckenherde in nur weiteren vier Stunden zusammengetrieben. Die Transportfirma hatte derweil hurtig einen neuen Schneckentransporter bauen und aus dem 1600 Kilometer entfernten Dbrovcics per Sattelschlepper herbringen lassen. Das ganze zog sich etwas in die Länge.
Obwohl Länge ja eingetlich eine Entfernung beschreibt und keine Dauer. In kosmischen Dimensionen verschwimmen Entfernung und Dauer zwar, das macht allerdings erst bei sehr großen Entfernungen Sinn, denn im Mikrokosmos kann "Ich bin so in etwa einer Stunde da" durchaus dasselbe bedeuten wie "Nur noch fünfhundert Meter bis zur Ausfahrt."
Nachdem also die Schnecken auf den neuen Transporter verladen worden waren, fiel in China ein Sack Reis um, was den Verkehr auf der A620 für den Rest des Frühjahrs endgültig zum Erliegen brachte [...]"

aus "Letzte Ausfahrt Gersweiler - Die kurze, traurige Geschichte der A620"  von Tullmann Rock, erschienen im Zitronenfalterverlag, 2008.  

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