Wulff selbst hat daraus nichts gelernt. Ebenso infantil wie er sich an sein Amt klammerte, ging er nun ab. "Aber andere haben doch auch..." "Ich hab nichts böses gemacht." "Immer bin ich alles schuld" "Die böse Presse hat mich und meine Frau verletzt." Wunder, dass er nicht blutend und mit Dornenkrone zu seiner Pressekonferenz erschien, auf der er dann noch meinte andere über Demokratie belehren zu müssen.
Einzige Genungtuung oder auch Hoffnung ist, dass der kleine Wulff, der doch so gerne mit den Großen pissen wollte, nach seinem Rücktritt wohl auch die Erfahrung machen könnte, dass seine "Freunde" gar keine echten Freunde waren und dass deren Hofieren und Zuvorkommen dann doch nicht auf freundschaftlicher Basis beruhte, sondern aus dem reinen Vertrauen darauf beruhte, dass ihre "Freundschaft" zum Minister- bzw. Bundespräsidenten ihnen persönliche und/oder wirtschaftliche Vorteile verschaffte. Was wollen die "Freunde" denn jetzt noch mit einem beschädigten Ex-Präsidenten. Klar wird er irgendwo unterkommen, vielleicht bei VW oder als Immobilienmakler. Aber er wird das verlieren, was ihm offenbar wichtig ist, seine Bedeutung. Denn die war das Vehikel, die Stehleiter vermittels derer er am Tisch der High Society Platz nehmen durfte.
Dass es im Nachhinein ein politischer Rücktritt und nicht etwa ein Rücktritt aufgrund massiver charakterlicher Defizite war, dafür wird die Personalabteilung im Bundespräsidialamt, also quasi sein Nachfolger, schon sorgen. Denn sonst gingen unserem Bundespräsidenten der Schmerzen (nicht nur er und sein Frau hatten die) noch leer aus. Dass er möglicherweise ohne die 199.000 Euro per Jahr plus Dienstwagen mit Sahen und Kirsche obendrauf bis ans Ende seiner Tage, seine Verpflichtungen gegenüber Banken und/oder Freunden nicht mehr bedienen könnte, darf getrost nicht unterstellt werden. Die politische Kaste sorgt für die Ihrigen, auch für die Gefallenen. Zumindest sollte man das für ihn hoffen, denn ob er jetzt noch so günstig an Kredite kommt, sei mal dahingestellt. Bei Standard & Poor's hätte er spätestens nach heute sein Top-Rating verloren.
Die Frage, ob das Amt nachhaltig geschädigt wurde, muss seine Nachfolge klären. Dass im Rahmen der Wulff-Eierei sogar die Notwendigkeit des Verfassungsorgans Bundespräsident in Frage gestellt wurde, sagt jedoch einiges. Und so bleibt das einzig Positive an diesem Tag, dass er endlich weg vom Fenster ist. Die Affäre hingegen ist noch nicht vorbei...
Denn der Wulff-Ausstieg ist mit einer einfachen Abschaltung nicht getan. Jetzt müssen die Trümmer seines Taumels durch den politischen Porzellanladen weggekehrt werden. Ein Endlager für Wulff wird sich finden. Ob die politisch weiterhin Verantwortlichen aus der Katastrophe Wulff etwas gelernt habe, möge sich zeigen.
In diesem Sinne: Gute Nacht und viel Glück!
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